Wenn die Auswahl der Träume uns das Träumen nimmt.

on 31. Oktober 2018

Neulich sagte ich zu meinem Vater, ich würde besser in die 40er passen. E. meint kürzlich zu mir, dass wir uns alle von social media verrückt machen lassen. Und M. macht online detoxing jeden Sonntag, weil sie nicht mehr schlafen kann vor lauter Erreichbarkeit. Machen wir uns kaputt? Schaden uns die Möglichkeiten der Digitalisierung mehr als sie helfen?In einer Welt die immer schneller wird, werden wir immer langsamer. Unsere Körper und Seelen bremsen uns, werden krank, brauchen Hilfe. Unsere Kinder verlernen zu spielen, müssen mühsam wieder lernen, dass man aus Blättern auch echte Burgen machen, und nicht nur auf einem Tablett mit dem Finger einen Haufen gestalten kann. Mein Sohn greift mit dem Zeigefinger auf einen Fernseher, weil er von Mamis Tablett weiß, dass er damit den Film starten kann. Vor 15 Jahren machte ich ein Foto auf meiner (analogen) Kamera von meinem Neffen, und er war bitter enttäuscht, dass er das Foto nicht auf einem kleinen Bildschirm ansehen konnte.

Das sind nur die normalen Kleinigkeiten des Alltags, die in uns Nostalgie erzeugen. Und uns denken lassen, dass wir eine goldige Kindheit hatten, ohne Smartphone, ohne ständige Erreichbarkeit. Dass unsere Kinder einen Nachteil daraus hätten, dass wir sie mit den Möglichkeiten der Digitalisierung überschütten.

Hier ist die gute Nachricht. Durch die Möglichkeiten die uns neue Medien geben, können wir kompromissloser unsere Träume verfolgen. Wollen wir singen, können wir eines der zahlreichen Sängeraccounts öffnen, wollen wir schreiben, gibt es Blogs, für Bilder kreative social media Plattformen und für Menschen die ihr Business mit passiven Einkommen generieren, Websites und Webinare die es zu gründen gibt. Neue Medien eröffnen dir die Kraft und Chance deine Träume zu leben. Dein Schicksal ist nicht mehr durch deine Geburt besiegelt. Ein Schuhmacher muss nicht den elterlichen Betrieb übernehmen, wenn er andere Träume hat. Er kann wählen (wir sehen jetzt mal von einer generationsübergreifenden menschlichen Thematik ab).

In diesem Vorteil findet sich auch der Nachteil dieser Wahl. Denn wir sind überfordert, manchmal ist es leichter, nicht nachzufragen, man tut einfach was man muss. So manche Wahl bringt uns auch ins Burnout, in die Depression. Der Leistungsdruck schon “vorbereitet” zu sein, bringt unsere Kinder an deren Grenzen.

Insoferne müssen wir unseren Umgang mit der neuen Wahlmöglichkeit anpassen. Der Einstieg bzw Umstieg in die Digitalisierung ging rasch, vielleicht zu rasch für den Menschen, der seine Sicherheit in Routinen und sozialen Bedingungen findet.

Der erste Schritt ist anzuerkennen, dass die “Maschinen” uns das Leben erleichtern sollen, und nicht umgekehrt. Und dass eine Maschine, ein Programm nur das tut was wir ihr befehlen, sei es durch unser Konsumverhalten (Alogrythmus) oder durch eine Aktivität.   Verkriechen wir uns und schimpfen auf die Digitalisierung, erlauben wir den Maschinen das Denken für uns zu übernehmen, und können uns gleich für den nächsten Terminator Film passiv zurücklehnen.

Oder wir übernehmen Verantwortung für unsere Träume, für unsere Aktivitäten im Netz und unsere Sichtbarkeit. Mit der digitalen Verantwortung kommt auch eine neue persönliche hinzu. Wenn wir Medien und deren Nutzung bewusst gestalten, hilft sie uns Perspektiven zu erweitern, zu bekommen.

Mit der passenden Dosis Achtsamkeit sind wir auch nicht der ständigen Erreichbarkeit ausgesetzt, und wir steuern unser Medium, und nicht umgekehrt. Und unsere Kinder lernen genau das dann von uns, Träume und Wünsche mit Verantwortung und Achtsamkeit im Alltag zu leben.

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